Kurkuma – „heißes Gewürz“ mit vielversprechenden Eigenschaften

Definition

Bei den Bezeichnungen Kurkuma, Kurkume, Gelber Ingwer, Safranwurz, Gelbwurz oder Curcuma, handelt es sich um Synonyme der Pflanze Curcuma longa L. (C. domestica Valeton). Mit dem Begriff Kurkuma ist dabei überwiegend der unterirdische Stängel der Pflanze gemeint. Diese wird zur Gattung der Ingwergewächse gezählt. Der botanische Name leitet sich von dem arabischen Wort „al-kurum“ an, welches „Safran“ bedeutet und einen Hinweis auf die färbenden Eigenschaften von Kurkuma gibt.

Kurkuma ist eine krautig wachsende Pflanze, welche bis zu einem Meter hoch werden kann. Sie bildet ingwerähnliche Knollen, die sogenannten Rhizome. Dabei handelt es sich um Nebenwurzelstöcke.

Das gelbe Pulver, welches aus der Wurzel gewonnen wird, enthält bis zu 5% Curcuminoide (Curcumin – Diferuloylmethan). Curcumin zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen. Ihm wird eine Körperzellen-schützende, entzündungshemmende und antivirale Wirkung zugeschrieben.

Zudem enthält Kurkuma ein ätherisches Öl, welches hauptsächlich aus Zingiberen, Curcumol und Tumeron besteht.

Kurkuma als Trockenextrakt kann gewonnen werden, indem das Rhizom getrocknet und anschließend pulverisiert wird. Alternativ mithilfe eines Lösungsmittels wie Ethanol und anschließender Verdampfung.

Pflanzliche Arzneimittel mit Kurkuma-Zubereitungen:

  • Kräutertee zum trinken
  • Pulverisierte Formen (Pulver oder in Kapsel)

Problematik und Verbesserung der Resorption

Die Resorption des Stoffes Curcumin ist durch seine schlecht wasserlöslichen Eigenschaften (hydrophoben Eigenschaften) stark beeinträchtigt. So wird er in seiner nativen Form nur in sehr geringem Maße über den Darm aufgenommen. Ebenso reduziert das kochen und erhitzen von Kurkuma seinen Curcumingehalt um bis zu 85%, wenn das Gewürz zwischen 15-30 Minuten kocht. Demgegenüber steht jedoch die Verbesserung der Bioverfügbarkeit durch das Erhitzen, sodass die Mengenverluste durch die qualitative Verbesserung womöglich kompensiert werden können. Dies belegt auch eine Studie aus China, welche aufführt, dass auf 100 Grad erhitztes Curcumin wesentlich besser resorbiert werden kann.

Um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen, können sogenannte Drug-Enhancer eingesetzt werden. Dazu zählt der Wirkstoff Piperin. Dieser ist der Hauptbestandteil von Pfeffer. In Curry Gewürzmischungen ist Pfeffer meist neben Kurkuma enthalten, sodass die Aufnahme von Kurkuma begünstigt wird. Empirische Beobachtungen belegen die Annahme der verbesserten Resorption.

Neben schwarzem Pfeffer sollen Krillöl und Sacha-Inchi-Omega-Öl ebenfalls die Aufnahme verbessern können, da Kurkuma fettlöslich ist. Alternativ zu diesen speziellen Ölen, können haushaltsübliche Speiseöle oder andere fetthaltige Zutaten verwendet werden. Beispielsweise ein Nussmus.

Verschiedene Firmen bieten Curcumin-Zubereitungen an (in Form von Pulver oder Kapseln), welche eine wesentlich höhere Bioverfügbarkeit aufweisen. Dafür wird Kurkuma durch verschiedene, teils technologische Verfahren, modifiziert. Die Verfahren sollen die Stabilität der Curcuminoide und ihre Löslichkeit erhöhen. Dies geschieht beispielsweise durch Piperin (s.o.), Mizellierung oder Komplexbildung mit Cycludextrin oder nanotechnologischen Verfahren (s.u.).

Quelle: https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Addenda/2016/Kurkuma_-_Wissenschaftliche_Zusammenfassung_2015.pdf 

Das sogenannte Theracurcumin ist die erste Nanopartikel-Formulierung von Curcumin, die eine wesentlich verbesserte Bioverfügbarkeit bei Menschen zeigt.

Eine andere Studie weist eine 185-fache Erhöhung der relativen Bioverfügbarkeit nach, wenn Curkumin in mikronisierter oder Mizellen-verpackter Form vorliegt.

Zugeschriebene Wirkung

Ursprünglich stammt Kurkuma aus dem asiatischen Raum (China-Indien) und wird dort seit Jahrtausenden als Heil- und Gewürzpflanze verwendet. Insbesondere zur Behandlung von altersbedingten Erkrankungen, soll der Wirkstoff zellschützende Eigenschaften besitzen.

In der indischen Heilkunst Ayurveda, wird sie zu den „heißen“ Gewürzen gezählt. Ihr wird eine reinigende und energiespendende Wirkung zugesagt.

Viele Studien belegen, dass Kurkuma verdauungsfördernd wirkt, indem die Leber anregt wird, mehr Gallensäuren auszuschütten. Die Gallensäuren wiederum binden an Nahrungsfette und machen diese besser verdaulich. Dies führt zu einer Linderung von Blähungen und Völlegefühl. Dementsprechend kann Kurkuma bei der Behandlung einer Gallenblasendysfunktion unterstützend wirken.

Die entzündungshemmende Wirkung soll durch die Bindung von Curcumin an Enzyme erfolgen, welche an Entzündungsvorgängen des Körpers beteiligt sind. Dadurch sollen jene Enzyme beeinträchtigt werden und Entzündungsprozesse somit reduzieren können.

Dementsprechend kann Kurkuma bei der Behandlung von Magen-Darm-Geschwüren und dem Reizdarmsyndrom Einsatz finden.

Kleine Studien deuten an, dass Kurkumaextrakte hochdosiert den Verlauf und die Schübe bei der chronischen Darmerkrankung Colitis Ulcerosa mildern können.

Möglicherweise soll Kurkuma auch einen positiven Einfluss auf die Schmerzen und Gelenksteifigkeit bei einer Arthrose besitzen. Die Studienlage ist jedoch bisher unzureichend.

Weitere Anwendungsgebiete sind Krebserkrankungen im Darm, Mund und in der Prostata, aber auch in der Bauchspeicheldrüse, bei Haut- und Blutkrebs etc.

Aber auch Alzheimer-Demenz, Übergewicht und Folgeerkrankungen, sowie Hauterkrankungen können Kurkuma-Präperate unterstützend eingenommen werden. Dies sollte mit dem jeweiligen Arzt abgeklärt werden. Die Studienlage ist auch hier nicht eindeutig, ob Kurkuma bei jeweiligen Erkrankungen Wirkung zeigt.

Wissenschaftliche Grundlage

Das  Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) bestätigt eine Linderung leichter Verdauungsprobleme wie Völlegefühl, einer langsamen Verdauung oder Blähungen.

Sie empfehlen die Anwendung von Kurkuma-Arzneimitteln nur bei Erwachsenen.

In mehreren klinischen Studien konnten aufgrund mangelnden Studiendesigns keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Zudem fehlte bei mehreren Studien eine Kontrollgruppe. Es wurden jeweils mögliche Zusammenhänge gesehen, jedoch gibt es keine ausschlaggebenden Nachweise. Die Schlussfolgerungen des HMPCs basieren dementsprechend auf der langjährigen Anwendung und plausibler Erklärungen.

Somit kann der sekundäre Pflanzenstoff Curcumin womöglich folgende Wirkungen erzielen:

  • Stimmulierung des Gallenfluss
  • Krebshemmende Wirkung
  • Antientzündliche Wirkung
  • Knorperprojektive Wirkung
  • Antioxidative Wirkung
  • Gerinnungshemmende Wirkung
  • Leberzellschützende Wirkung
  • Antimikrobielle Wirkung
  • Antidepressive Wirkung

Insbesondere die Ergebnisse von in vitro Modellen lassen einen eindeutigeren Zusammenhang zwischen Kurkuma und den oben genannten Wirkungen erkennen.

Eine weitere Quelle berichtet von positiven Ergebnissen bei verschiedenen Labor- und Tiermodellen, sowie humanpharmakologischen Untersuchungen. Innerhalb dieser sollen positive Wirkungen bei dem Reizdarm-Syndrom, bei Gallenblasendysfunktionen, Magen-Darmgeschwüren, verschiedenen Krebserkrankungen (vor allem im Darm und im Mund), sowie bei entzündliche Erkrankungen (z.B. im Darm und in den Gelenken) nachgewiesen worden sein. Jedoch besaßen auch diese Studien nur ein hinweisgebendes Studiendesign und keine gesicherte Wirksamkeitsevidenz.

  • Curcumin und Krebs: Der eingesetzte Kurkuma-Wirkstoff soll bei Prostatakrebs die Ansprechbarkeit des Androgen- und des Epidermal Growth Factor-Rezeptors heraubgesetzt haben (Downregulierung), die Zellvermehrung und die Bildung proentzündlicher Botenstoffe hemmen können und die Mechanismen, die zum Tod der Krebszellen führen induziert haben. Bei Darmkrebspatienten soll Curcumin die Botenstoffe der Tumorinduktion gehemmt haben, ebenso wie die Expression des p53 tumorhemmenden Gens.
  • Bei Nagern wurde eine Stimulation des Gallenflusses beobachtet, ebenfalls konnten toxisch verursachte Leberschädigungen verbessert und Blutfettwerte gesenkt werden. Ebenfalls konnte der Wirkstoff das Krebswachstum bei verschiedenen experimentell erzeugten Karzinomen verringern. In Tiermodellen zur Alzheimer-Demenz besserte Curcumin die pathologischen Veränderungen im Gehirn und die kognitiven Defizite, wobei der Wirkungsmechanismus bisher noch unklar ist.

Das Fazit der durchgeführten in vitro Versuche lautete, dass Curcumin bei der Zellentartung viele Zellsignale, z.B. entzündliche Biomarker, Wachstumsfaktoren, Proteinkinasen und -phosphatasen, verschiedene Transkriptionsfaktoren, verschiedene Onkoproteine moduliert und Tumor-Hemm-Gene aktiviert kann.

Kleinere Humanstudien zeigten folgende Ergebnisse auf:

  • Untersuchungen an gesunden Versuchspersonen zeigten auf, dass Kurkuma in einem Currygericht verdauungsanregend wirkt. Bei den Probanden wurde die Wasserstoffkonzentration gemessen. Während die eine Versuchsgruppe ein Currygericht ohne Kurkuma erhielt, bekam die andere eines mit Kurkuma. Die Ergebnisse zeigten auf, dass diejenigen, die Kurkuma aufgenommen hatten eine wesentlich höhere Wasserstoffkonzentration in ihrer Atemluft nachgewiesen. Dies wiederum weist auf eine schnellere Darmpassage hin, da die Fermentierung im Colon stattfindet.
  • Eine weitere Studie belegt die Annahme, dass die Aufnahme von 0,5g Curcumin pro Tag das Gesamt-Cholesterin senken kann und das HDL-Cholesterin ansteigen lässt.
  • Kurkuma führt in einem Versuch mit 14 Probanden (6g) zu einem erhöhten Insulinspiegel, jedoch ohne, dass der Blutzuckerspiegel erhöht wurde.
  • Auch Raucher sollen von Kurkuma profitieren. So schieden jene, die 30 Tage lang Kurkuma eingenommen hatten (1,5g) signifikant weniger mutagene Stoffe auszuscheiden.
  • Das Asian Pacific Journal of Cancer Prevention hat 2013 eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die die krebshemmenden Eigenschaften von Kurkuma belegt. Das enthaltene Curcumin bringt den Studienaufzeichnungen zufolge Leberkrebszellen zum Absterben und kann so als Phytomedizin in der Krebstherapie eingesetzt werden. Eine Studie aus dem Jahr 2007 war bereits zu vergleichbaren Ergebnissen gelangt. Auch bei der Therapie von Eierstock- und Lungenkrebs soll Curcumin wichtige Funktionen übernehmen können.

Anwendung

Als Tagesdosis zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden empfiehlt die WHO 3g der Wurzel bzw. entsprechender Zubereitungen. Die tägliche Maximaldosis beträgt laut EFSA 2mg Curcumin/ kg Körpergewicht. Bei einem 70kg schweren Menschen wären dies 140mg.

Bei klinischen Studien wurden Tagesdosen über 8g werden im Allgemeinen schlecht toleriert. Da es aktuell noch kein komplettes Sicherheitsprofil gibt, sollte Kurkuma während Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden. Ebenfalls sollte Kurkuma nicht angewendet werden, wenn Gallensteine vorliegen, da die Bildung und Sekretion von Gallensaft gefördert werden, was wiederum zu einer Gallenkolik führen kann.

Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) empfiehlt die Anwendung von Kurkuma-Arzneimitteln nur bei Erwachsenen, aufgrund mangelnder Studienergebnisse.

Werden die 2mg/Kg überschritten, kann dies zu ****Nebenwirkungen wie ****Blähungen, Durchfall, Übelkeit oder Schmerzen im Verdauungstrakt führen. Vereinzeln kann es in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen kommen.

Um eine möglichst hohe Bioverfügbarkeit und bestmögliche Resorption zu erzielen, sollte Kurkuma erhitzt und in Kombination mit Piperin (Bspw. aus Schwarzem Pfeffer) verzehrt werden.

Fazit

Kurkuma selbst ist kein zugelassenes Arzneimittel. Studien liefern einheitliche Ergebnisse bei der verdauungsfördernden Wirkung von Kurkuma. Ebenso ist die Studienlage eindeutig, bei der Erhöhung der Resorption von Curcumin durch verschiedene technologische oder mechanische Verfahren. Einheitliche, allgemeingültige Ergebnisse fehlen hinsichtlich der Beeinflussung von Entzündungsmarkern und Tumormarkern durch Kurkuma.

Während Studien mit geringen Fallzahlen teilweise positive Ergebnisse aufzeigen, liefern größere klinische Studien bislang oftmals keine eindeutigen Ergebnisse. Randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde, cross-over-Studien beim Menschen mit ausreichender Probandenzahl und ausgewogener Geschlechterverteilung, mit denen eine pharmakologische Wirkung von Curcumin eindeutig belegt werden konnte, fehlen bislang.

Quellen

  • European Medicines Agency (o.J): Curcumae longae rhizoma. Verfügbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/curcumae-longae-rhizoma, zuletzt aufgerufen am 13.5.22.
  • Chrubasik-Hausmann, S. (o.J.): Kurkuma. Verfügbar unter: https://www.uniklinikfreiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Addenda/2016/Kurkuma_-_Wissenschaftliche_Zusammenfassung_2015.pdf, zuletzt aufgerufen am 13.5.22.
  • BVL (2020): Gemeinsame Expertenkommission zur Einstufung von Stoffen. Stellungnahme zur Einstufung von Produkten, die Curcumin mit verbesserter Bioverfügbarkeit enthalten (02/2020). Verfügbar unter: https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/Stellungnahme_Curcumin.pdf?__blob=publicationFile&v=2, zuletzt aufgerufen am 13.5.22.
  • Kurien, B. T., & Scofield, R. H. (2009). Heat-solubilized curcumin should be considered in clinical trials for increasing bioavailability. Clinical cancer research : an official journal of the American Association for Cancer Research15(2), 747. https://doi.org/10.1158/1078-0432.CCR-08-1957
  • Zou L, Liu W, Liu C, Xiao H, McClements DJ. Utilizing food matrix effects to enhance nutraceutical bioavailability: increase of curcumin bioaccessibility using excipient emulsions. J Agric Food Chem. 2015 Feb 25;63(7):2052-62. doi: 10.1021/jf506149f. Epub 2015 Feb 13. PMID: 25639191.
  • Shimouchi A, Nose K, Takaoka M, Hayashi H, Kondo T. Effect of dietary turmeric on breath hydrogen. Dig Dis Sci 2009;54:1725–9.
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  • Thamlikitkul V, Bunyapraphatsara N, Dechatiwongse T, Theerapong S, Chan- trakul C, Thanaveerasuwan T, Nimitnon S, Boonroj P, Punkrut W, Gingsung- neon V, et al. Randomized double blind study of Curcuma domestica Val. for dyspepsia. J Med Assoc Thai. 1989 Nov;72(11):613-20.
  • Consumption of the putative chemopreventive agent curcumin by cancer patients: assessment of curcumin levels in the colorectum and their pharmacodynamic consequences. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2005;14:120–5.

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