Was ist das PCO- Syndrom?
Unter dem polycystischen Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom/PCOS) versteht man eine Hormonstörung bei Frauen, die vor allem die Sexualhormone betrifft. Aufgrund der Beteiligung verschiedener Hormone, können die Symptome sehr vielfältig sein. Häufig ist die Krankheit geprägt von einer erhöhten Anzahl männlicher Hormone sowie einer gestörten Eizellreifung, wodurch sehr viele Patientinnen mit PCO nur sehr schwer schwanger werden können.
Je nach Studie wird davon ausgegangen, dass circa 5-20% der Frauen im gebärfähigen Alter von dem Syndrom betroffen sind.
Wie kommt es zum PCO- Syndrom?
Zwar tritt das PCO-Syndrom recht häufig auf, trotzdem weiß man bis heute nur sehr wenig darüber. So sind bis heute die genauen Ursachen, die Entstehung und der genaue Pathomechanismus noch nicht komplett geklärt.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die vermehrte Produktion von Androgenen, also männlichen Sexualhormonen. Zwar produziert auch der weibliche Körper männliche Sexualhormone, jedoch nur in geringerem Maße und immer im Gleichgewicht mit den weiblichen Hormonen. Entsteht nun ein Ungleichgewicht dieser Hormone, weil z.B. zu viele Androgene gebildet werden, führt dies zu den typischen PCOS-Symptomen wie z.B. Akne, Haarverlust, männliche Körperbehaarung oder Fruchtbarkeits- und Schwangerschaftskomplikationen. Warum genau der Körper bei PCO-Patientinnen häufig zu viele Androgene produziert ist noch nicht genau geklärt. Möglich sind aber genetische Komponenten, die den Körper zur Überproduktion veranlassen. Wie genau entsteht nun aber dieses Ungleichgewicht? Ein wichtiger Punkt sind die Eierstöcke und der Hypothalamus.
Entstehung Ungleichgewicht
Bei Frauen mit PCOS liegen häufiger dickere Thekazellschichten vor. Diese Schichten findet man in den Eierstöcken und sind für die Eizelle und die Follikelreifung sehr wichtig. Durch diese verdickte Schicht werden vom Körper vermehrt Androgene ausgeschüttet. Diese vermehrte Produktion hemmt die Bildung von Progesteron-Rezeptoren im Hypothalamus. Progesteron ist wichtig, da es die Gebärmutterschleimhaut aufbaut, damit sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann. Gelingt dies sorgt Progesteron dafür, dass kein weiterer Eisprung stattfindet. Findet keine Einnistung statt, verringert sich das Progesteron und die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen und ausgeschieden (Menstruationsblutung). Fehlt Progesteron, bzw. kann es aufgrund fehlender Rezeptoren nicht richtig wirken, kann keine Einnistung stattfinden und Follikel können ungehindert heranreifen.
Weiterhin kommt es durch fehlende Bildung von Progesteron-Rezeptoren zu einer vermehrten Freisetzung des Hormons GnRH. GnRH ist dafür zuständig, dass die Hormone LH und FSH gebildete werden. Insgesamt kommt es zu einer vermehrten LH-Ausschüttung und einer verringerten FSH-Produktion. Diese Hormone sind wichtig für die Reifung der Eibläschen, der Freisetzung der Hormone Östrogen und Gestagen sowie dem Stattfinden des Eisprungs.
Diese Vorgänge führen nun zum folgenden Problem: Es fehlt das Hormon FSH, um die Follikel zu Ende heranreifen zu lassen, dies führt, zusammen mit fehlendem Progesteron dazu, dass kein Eisprung stattfindet und damit auch keine Befruchtung oder Monatsblutung. Durch den fehlenden Eisprung wird weiterhin kein Gelbkörper gebildet. Normalerweise bildet der Gelbkörper das Hormon Progesteron und etwas Östrogen. Dies bleibt nun aus, weshalb wieder Progesteron fehlt, und so die GnRH-Ausschüttung und LH-Ausschüttung verstärkt wird. Durch die verstärkte LH-Ausschüttung werden außerdem auch vermehrt männliche Hormone produziert. Nicht zuletzt kommt es durch das fehlende FSH auch zu einem Mangel von Aromatase. Dieses Enzym ist eigentlich dafür da, Androgene in Östrogene, also weibliche Sexualhormone, umzuwandeln. Durch den Mangel der Aromatase kann diese Umwandlung nicht bzw. nur in geringerem Maße erfolgen, weshalb ein erhöhter Androgenspiegel und ein niedriger Östrogenspiegel aufrechterhalten werden.
Entstehung von Zysten
Daraus wird auch deutlich, woher die namensgebenden Zysten bzw. Follikel kommen. Zwar findet beim PCOS eine Reifung der Follikel statt, da für den Abschluss dieses Vorgangs aber wichtige Hormone wie FSH und Progesteron fehlen, findet kein Eisprung statt und die unzureichend gereiften Follikel sammeln sich in den Eierstöcken. Damit erklären sich auch die häufigen Probleme mit Schwangerschaften bei PCOS Patientinnen. Findet kein Eisprung statt, kann auch keine Befruchtung und damit keine Schwangerschaft stattfinden. Finden nur unregelmäßige Eisprünge statt, ist eine Befruchtung theoretisch möglich, ist aber trotzdem deutlich erschwert. Weiterhin führt fehlendes Progesteron dazu, dass keine oder nur unzureichend Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Das kann dann dazu führen, dass zwar eine Eizelle befruchtet wird, sich aber nicht richtig einnisten kann und deshalb keine erfolgreiche Schwangerschaft stattfindet.
Insulin und PCOS
Neben der Produktion männlicher Hormone stellt auch das Hormon Insulin einen wichtigen Aspekt des PCO-Syndroms dar. Kurz gesagt ist Insulin dafür da aufgenommenen Zucker für den Körper verfügbar zu machen. Steigt die Menge an Glukose (Zucker) im Blut an, wird in den Bauchspeicheldrüsen Insulin gebildet. Durch dieses Insulin gelingt dann die Glukose in die Organe, wo es diese mit Energie versorgt. Warum ist dies nun beim PCO-Syndrom so relevant?
Erhöhte Insulinwerte im Blut, z.B. durch eine Insulinresistenz des Körpers, sorgt für eine verminderte SHBG-Synthese. SHBG ist vor allem dazu da Hormone wie Testosteron und in geringem Maße Östrogen zu binden und damit „unwirksam“ zu machen. Liegt nun wenig SHBG vor, gibt es mehr wirksames Testosteron im Körper, wodurch die schon erwähnten Symptome entstehen bzw. verstärkt werden. Weiterhin sorgt Insulin prinzipiell für eine erhöhte Ausschüttung männlicher Hormone und ebenfalls für eine gestörte FSH- und LH-Produktion, wodurch die gleichen, bereits oben genannten Effekte auftreten.
Diese Effekte passen auch zu den Beobachtungen, dass sehr viele PCOS Patientinnen eine Insulinresistenz und auch Übergewicht aufweisen. Übergewicht kann, aufgrund des hormonell aktiven Bauchfetts, eine Insulinresistenz begünstigen. Allerdings kann auch umgekehrt eine Insulinresistenz und die vermehrte Anzahl männlicher Hormone Übergewicht begünstigen. Hierbei ist noch wichtig zu erwähnen, dass sich Übergewicht negativ auf eine PCOS auswirken kann und wahrscheinlich auch das Risiko erhöht, es aber nicht der alleinige Auslöser ist und ggf. auch nur Symptom des PCOS sein kann. Das Vorurteil, dass sich PCOS-Patientinnen die Krankheit „angegessen“ haben, ist also falsch!
Symptome
Die Symptome des PCO-Syndroms können sehr stark variieren. Ein sehr typisches Symptom ist das Vorliegen von vergrößerten, polyzystischen Ovarien. Darunter versteht man, dass in den Eierstöcken (Ovarien) viele (>25) Follikel vorliegen, die meistens einen Durchmesser von 2-9 mm haben. Keiner dieser Follikel entwickelt sich zu einem reifen Ei. Im Ultraschall sind diese sehr typisch als „Perlenkette“ sichtbar. Auch durch das Vorliegen dieser Follikel ergibt sich das ebenfalls sehr häufige Symptome der Zyklusstörungen und damit einhergehenden Problemen mit Infertilität und Sterilität. Der Zyklus tritt häufig nur noch unregelmäßig, zum Teil gar nicht mehr auf. Daher ist auch die Fruchtbarkeit eingeschränkt.
Auch optisch kann sich das PCO-Syndrom zeigen. Sehr häufig tritt ein sogenannter Hirsutismus auf. Dabei zeigen Frauen Körperbehaarung, die eigentlich für Männer typisch sind. So z.B. Haare auf dem Kinn, der Oberlippe aber auch dem Rücken oder der Brust. Die Behaarung kann dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ebenfalls kann es aber auch zu einer androgenetischen Alopezie kommen, also zu Haarausfall. Neben diesem Symptome treten auch vermehrt Akne und Seborrhö auf. Unter einer Seborrhö versteht man die Überproduktion von Fetten durch die Talgdrüsen in der Haut. Weiterhin begünstigt das PCO-Syndrom Übergewicht bzw. Fettleibigkeit.
Aufgrund der hormonellen Störungen kann vor allem ein unbehandeltes PCO-Syndrom zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen. So leiden z.B. viele Frauen mit PCOS an einer Insulinresistenz, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder am metabolischen Syndrom.
Nicht zuletzt zeigen sehr viele PCO-Patientinnen auch psychische Erkrankungen und Probleme wie z.B. Depressionen aber auch Essstörungen.
Diagnostik
Wie bei den meisten Erkrankungen auch, erfolgt zur Diagnose zuerst die Anamnese. Dabei werden Symptome, deren Auftreten, die eigene und die familiäre Krankheitsgeschichte, Medikamente usw. abgefragt. Bei Gynäkologen wird zudem ebenfalls nach der letzten Periode gefragt und ggf. nach der Regelmäßigkeit des Zyklus. Kommt der Verdacht auf das PCO-Syndrom auf, können verschiedenen Untersuchungen und Tests durchgeführt werden, um ein PCO-Syndrom zu bestätigen oder auszuschließen. Zur Diagnosestellung werden heutzutage die Rotterdam-Kriterien genutzt. Treffen zwei von drei der Kriterien zu, kann das PCO-Syndrom diagnostiziert werden. Wichtig dabei ist aber zu beachten, dass andere Gründe für die Kriterien ausgeschlossen werden müssen, so z.B. Medikamente, andere Erkrankungen usw.
Das erste Kriterium ist das chronische Ausbleiben des Eisprungs und einer daraus resultierenden komplett ausbleibenden oder nur sehr selten auftretenden Menstruationsblutung.
Das zweite Kriterium ist die klinische oder laborchemische Hyperandrogenämie. Darunter versteht man erhöhte Werte von männlichen Sexualhormonen im Blut. Dies kann sich klinisch in Symptomen wie Akne, Hirsutismus (typisch männliche Behaarung bei Frauen) oder androgenetischer Alopezie, also Haarausfall zeigen. Laborchemisch zeichnet sich das PCO-Syndrom durch erhöhte Werte der folgenden Parameter aus: Androstendion, Testosteron, DHEAS, AMH. Zudem ist der LH/FSH-Quotient über 1 und SHBG ist erniedrigt. Festgestellt wird dieses Kriterium entweder durch körperliche Untersuchungen (bei den klinischen Symptomen) oder durch Blutuntersuchungen (laborchemisch).
Das dritte und letzte Kriterium zeichnet sich durch das Vorliegen von polyzystischen Ovarien aus. Dabei treten in den Eierstöcken (Ovarien) mehr als 20 Follikel auf, die wahlweise 2-9 mm groß sind und in mind. einem Ovar die Größe von 10 ml überschreiten. Festgestellt werden die Follikel in der Regel durch eine sonographische Untersuchung (Ultraschall) der Eierstöcke, typischerweise liegen sie dabei in einer „Perlenkette“ vor.
Weitere Diagnosen
Neben diesen Kriterien gibt es noch einige andere Untersuchungen und Messungen, die durchgeführt werden können. So besteht z.B. die Möglichkeit einer Laparoskopie, also einer Bauchspieglung. Liegt das PCO-Syndrom vor, kann eine verdickte aber weiche, perlweiße Oberfläche der Eierstöcke beobachtet werden. Auch Laborchemisch können noch einige weitere Parameter gemessen werden, die Auskunft über das Vorliegen eines PCO-Syndroms machen. So zum Beispiel Insulin, Östradiol, 17-OH-Progesteron, TSH, Prolaktin, Anti-Müller-Hormon, Proinsulin, IGF usw. Da diese Parameter aber nicht spezifisch für das PCO-Syndrom sind, werden sie auch nicht zur Diagnosestellung genutzt. Sie sind aber gut um den Verlauf und mögliche Komplikationen des PCO-Syndroms (frühzeitig) zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Ursachen
Die genauen Ursachen für die Entstehung des PCO-Syndroms sind nicht bekannt. Aufgrund familiärer Häufungen wird aber von einer genetischen Komponente ausgegangen. Vermutet wird eine Beteiligung von dem CYP-11-A und dem Insulin- und Follistatingen.
Neben der wahrscheinlichen genetischen Komponente scheinen auch Lebensstilfaktoren eine wichtige Rolle zu spielen. So haben wahrscheinlich Übergewicht, zu wenig Bewegung, Stress und eine ungesunde Ernährung Auswirkung auf die Entstehung des PCO-Syndroms.
Mittlerweile wird auch vermutet, dass das Immunsystem eine Rolle bei der Entstehung des PCO-Syndroms hat. Das liegt daran, dass Entzündungen einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und den Zyklus haben können. Da aber bislang so wenig über die Entstehung des PCO-Syndroms bekannt sind, kann auch dies nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Schumedizinische Behandlung von PCOS
Das PCO-Syndrom kann nicht geheilt aber behandelt werden. Die Behandlung richtet sich dabei nach den vorliegenden Symptomen und den Wünschen der Frau. So ist es wichtig, ob z.B. ein aktiver Kinderwunsch besteht oder nicht.
Besteht kein Kinderwunsch, wird sehr häufig auf antiandrogene Wirkstoffe, meistens in Kombination mit oralen Verhüttungsmitteln („die Pille“) zurückgegriffen. Diese sorgen dafür, dass weniger männliche Sexualhormone von den Eierstöcken produziert und ausgestoßen werden. Dadurch können sowohl die Zyklusstörungen als auch die vermehrte Körperbehaarung und die Probleme wie Akne und Haarausfall kontrolliert werden. Bei unzureichender Wirkung kann auch eine Kombinationstherapie mit dem im folgendem erklärten Metformin stattfinden.
Einsatz der Medikamente Metformin und Clomifen
Besteht ein Kinderwunsch wird aufgrund der Verhütungswirkung natürlich kein hormonelles Verhütungsmittel verschrieben. Stattdessen kommt häufig das Medikament Metformin zum Einsatz. Dieses wird eigentlich für die Behandlung eines Diabetes Typ 2 genutzt. Die Wirkungsweise des Metformins ist ähnlich die der hormonellen Verhütungsmittel. Es senkt ebenfalls die Ausschüttung männlicher Sexualhormone und kann gegen Akne und männliche Behaarung wirken. Zudem kann es auch den Zyklus normalisieren und so dazu beitragen, dass eine Schwangerschaft stattfinden kann. Diese Wirkung tritt aber nicht bei jeder Patientin ein. Des Weiteren kann Metformin auch die Insulinresistenz verbessern und so z.B. dabei helfen das Gewicht zu reduzieren und das Diabetesrisiko zu senken.
Neben Metformin kann auch Clomifen genutzt werden. Dieses sorgt für eine erhöhte Ausschüttung der Hormone LH und FSH welche für einen funktionierenden Zyklus und eine Schwangerschaft essenziell sind. So kommt es dank Clomifen wieder zum Eisprung, zur Menstruationsblutung und die Möglichkeit auf eine Schwangerschaft wird erhöht. Clomifen ist diesbezüglich auch wirksamer als Metformin.
Ob Metformin oder Clomifen zum Einsatz kommt, ist stark vom Ansprechen auf die Therapie abhängig. Da Clomifen als wirksamer gilt, wird dieses meist zuerst verschrieben. Zeigt sich unter Clomifen Einnahme innerhalb von 6 Monaten keine Verbesserung, so kann Metformin eingesetzt werden.
Künstliche Befruchtung
Gelingt trotz Metformin und Clomifen keine Schwangerschaft, so besteht noch die Möglichkeit auf eine künstliche Befruchtung. Hierbei werden die Eierstöcke mittels Hormone angeregt Eizellen zu bilden, welche danach abgesaugt, mittels Spermien befruchtet und dann wieder in die Frau eingesetzt werden. Besonders beim PCO-Syndrom kann aber die Hormon-Gabe zu einer Überstimulation der Eierstöcke führen und damit im schlimmsten Falle zu sehr schwerwiegenden Symptomen. Daher sollte hier besonders vorsichtig gearbeitet werden.
Neben der medikamentösen Therapie besteht auch noch die Möglichkeit der Operation. Diese wird vor allem dann genutzt, wenn Patientinnen nicht auf die hormonelle Stimulation der Ovarien ansprechen. Bei der OP wird eine Bauchspieglung durchgeführt und die störenden Follikel, die an den Eierstöcken liegen werden durch gezielte Hitzeeinwirkung zerstört. Hierdurch kommt es häufig zu einer normalisierten Funktion der Eierstöcke und dadurch wieder zum regelmäßigen Eisprung und Monatsblutungen.
Nicht zuletzt können vor allem die äußerlichen Symptome auch durch kosmetische Eingriffe behoben werden. So kann vor allem die übermäßige Behaarung an Oberlippe, Kinn usw. z.B. durch eine Laserbehandlung entfernt werden und Hautprobleme durch entsprechende Salben vermindert werden.
Die Rolle des Lebensstils bei PCOS
Neben der medikamentösen und operativen Therapie ist die Lebensstil-Veränderung ein weiterer, sehr wichtiger Punkt in der Behandlung des PCO-Syndroms. So kann eine Gewichtsreduktion (bei Übergewicht) die Häufigkeit des Eisprungs erhöhen und die Fruchtbarkeit verbessern. Weiterhin zeigt sich in einigen Studien, dass sogar schon ein Gewichtsverlust von 7% oder 150 Minuten sportliche Aktivität pro Woche das Risiko für Diabetes Typ 2 um 58% senken kann. Bei Metformin wird das Risiko nur um 31% gesunken. Dies zeigt deutlich wie wichtig und wirksam Sport und ein gesundes Gewicht sein kann. Weiterhin hilft Sport und ein gesundes Gewicht dabei die Insulinresistenz und die Überproduktion männlicher Sexualhormone zu senken und die daraus resultierenden Symptome zu lindern.
Gewichtsreduktion
Um die Gewichtsreduktion zu erzielen und auch für die generelle Gesundheit sollte eine möglichst gesunde und ausgewogene Ernährung verfolgt werden, eine spezielle PCOS-Ernährung gibt es nicht, dafür aber einige Hinweise die Patientinnen beachten können. Aufgrund der möglichen Insulinresistenz sollten PCOS Betroffene eine Ernährung wählen, die aus Lebensmittel besteht, die einen möglichst geringen glykämischen Index bzw. eine glykämische Last haben. Kurz gesagt beschreiben die Werte wie stark ein Lebensmittel den Blutzucker beeinflusst und damit auch wie viel Insulin benötigt wird. Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index sollten daher eher seltener gegessen werden, da ein häufiger Ausstoß von großen Mengen Insulin sich eher negativ auswirkt.
Einen hohen glykämischen Index haben vor allem Weißmehlprodukte, zuckrige Produkte wie Süßigkeiten, Limonaden, Honig aber z.T. auch Früchte. Lebensmittel mit eher niedrigem glykämischen Index sind z.B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Haferflocken usw. Prinzipiell sollten sich PCOS-Patientinnen aber an den Ernährungsempfehlungen für gesunde Menschen orientieren, d.h. eine überwiegend pflanzliche Kost mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, sowie hin und wieder mageres Fleisch und Milch und Milchprodukte. Außerdem ist es wichtig auf die Zufuhr gesunder Fette zu setzen, diese findet man vor allem in pflanzlichen Ölen (Rapsöl, Leinöl usw.) aber auch in Nüssen. Eher ungesunde Fette findet man vor allem in tierischen Produkten wie z.B. fettem Fleisch und Fleischprodukten aber auch in vielen stark verarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food.
Um Gewicht zu verlieren, sollt ein kleines Kaloriendefizit von ca. 500-750 kcal eingebaut werden. Dafür eignet sich vor allem die ausgewogene und gesunde Ernährung sowie Sport.
Sport und Bewegung
Beim Sport können sich PCOS-Patientinnen an den Empfehlungen für die allgemeine Bevölkerung orientieren. Diese gibt an, mindestens 150 Minuten pro Woche bei mittlerer Intensivität zu trainieren. Das bedeutet, dass Unterhaltungen während der Ausübung noch möglich sein sollten. Um Gewicht zu verlieren, empfiehlt sich eine höhere Trainingszeit von 250 Minuten pro Woche bei mittlerer Intensität oder 150 Minuten bei hoher Intensität.
Neben genügend Bewegung und einer gesunden Ernährung ist auch ausreichend erholsamer Schlaf sehr wichtig. So zeigt sich, dass sich zu wenig und schlechter Schlaf negativ auf die Insulinsensitivität auswirken kann.
Ketodiät oder Fasten bei PCOS
Zwar gibt es keine bestimmte PCOS-Ernährung, jedoch wird in verschiedenen Studien immer wieder geprüft ob nicht doch bestimme Ernährungsweisen hilfreich bei einem PCO-Syndrom sind. So gibt es einige wenige Studien, die zeigen, dass z.B. eine ketogene Diät (sehr wenig Kohlenhydrate, viel Fett, Protein) dabei helfen kann Gewicht bei einem PCOS zu verlieren. Weiterhin gibt es auch Studien, die dem intermittierenden Fasten eine mögliche positive Wirkung zuschreiben, da es möglicherweise die Androgen-Produktion senken könnte. Um dies aber mit Sicherheit sagen zu können, fehlen weitere, hochwertige Studien zu dem Thema.
Die Rolle des Mikrobioms
In den letzten Jahren rutschte das Mikrobiom immer mehr in den Fokus der Wissenschaft, vor allem im Hinblick auf den Zusammenhang zu Erkrankungen, so auch beim PCO-Syndrom. So konnte nachgewiesen werden, dass bei PCOS-Patientinnen ein verändertes Mikrobiom vorliegt. Dadurch rückt auch der Einsatz von Probiotika beim PCO-Syndrom in den Fokus. Zwar gibt es bislang wenige Studien dazu, trotzdem besteht durchaus die Möglichkeit, dass diese beim PCO-Syndrom helfen könnten.
Nahrungsergänzungsmittel bei PCOS
Eine weitere diskutierte Möglichkeit ein PCO-Syndrom zu verbessern ist der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln, genauer gesagt von Magnesium, Zink, Calcium und Vitamin D. So konnte teilweise beobachtet werden, dass eine Vitamin D und Calcium Supplementierung sich positiv auf einige Hormone (DHEAS, SHBG usw.) und Blutwerte (Fette, Cholesterin, Testosteron usw.) auswirkten. Immer häufiger wird auch dem Inositol (Vitamin B8) eine positive Wirkung auf die Fruchtbarkeit und die Insulinresistenz zugesprochen. So konnte diese Wirkung zwar in einigen Studien nachgewiesen werden, jedoch kommen dabei häufig unterschiedliche Formen des Inositols zum Einsatz. Genauso variieren die Mengen und der Zeitraum. Zudem kommt noch, dass ein zu langer Einsatz, zu hohe Dosen und die falschen Formen des Inositols auch negative Wirkungen haben könnten. Zusammenfassend kann man sagen, dass aufgrund der allgemeinen dürftigen Studienlage, Supplementierungen immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden sollte, um mögliche negative Effekte oder Überdosierungen zu vermeiden.
Prognose
Die Prognose des PCO-Syndroms kann sehr unterschiedlich sein. Wird sie gut behandelt, z.B. durch Gewichtsreduktion bei Übergewicht, besteht die Möglichkeit auf erfolgreiche Schwangerschaften und ein uneingeschränktes Leben. Es kann aber auch trotz Therapien z.B. zu einem unerfüllten Kinderwunsch kommen, was für Betroffene sehr schwer sein kann.
Weiterhin besteht beim PCO-Syndrom ein Risiko für Folgekomplikationen, wie z.B. Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen aber auch Schwangerschaftskomplikationen wie z.B. Schwangerschaftsdiabetes oder Fehlgeburten sind wahrscheinlicher.
Nicht zuletzt scheint auch das Risiko für Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkörperkrebs aufgrund von PCOS erhöht zu sein. Hier sind die genauen Zahlen aber nicht eindeutig.
Die Komplikationen zeigen auf, wie wichtig regelmäßige Kontrollen und ggf. eine Therapie beim PCO-Syndrom sind. Durch die verschiedenen Medikamente, sowie durch einen veränderten Lebensstil bestehen aber gute Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeit der Komplikationen zu minimieren und somit ein gutes und beschwerdefreies Leben zu genießen. Zudem besteht auch immer die Möglichkeit, dass mit laufender Forschung die Krankheit immer besser verstanden und somit auch immer besser behandelbar wird.
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